Unser Theater
Das Luzerner Theater ist ein Mehrspartenhaus mit Oper, Schauspiel, Tanz sowie Kinder- und Jugendtheater. Als grösste Kulturinstitution der Zentralschweiz mit eigenem Ensemble zeigt es seine Produktionen im Haus an der Reuss, in der gegenüberliegenden Box, im UG an der Winkelriedstrasse, im Figurentheater an der Industriestrasse und immer wieder auch an verschiedenen Orten in der Stadt. Es ist regional verankert mit überregionaler Ausstrahlung und kooperiert mit verschiedensten Künstler*innen und Institutionen von lokaler wie internationaler Bedeutung.
Ohne Rahmenprogramm kommt das Luzerner Theater auf über 350 Vorstellungen pro Spielzeit. Diese werden von rund 100'000 Zuschauerinnen und Zuschauern jährlich besucht, die zu zwei Dritteln aus dem Kanton Luzern stammen. Seit der Spielzeit 21/22 steht das Luzerner Theater unter der Intendanz von Ina Karr.
Das Luzerner Theater wurde im Herbst 1839 mit Schillers «Wilhelm Tell» eröffnet und verfügt inzwischen über 481 Plätze.
Pro Spielzeit zählt das Luzerner Theater knapp 400 Mitarbeitende. Diese sind je zur Hälfte im künstlerischen Bereich (inkl. künstlerische Leitung, Ensemble, Chor, Dramaturgie) und im technischen/administrativen Bereich (inkl. Werkstätten, Bühnentechnik, Beleuchtung, Ton, Requisite, Maske, Kostümabteilung, Verwaltung, Billettkasse, Marketing) tätig.
Neues Luzerner Theater
Luzern braucht ein neues Theater. Für den Weiterbetrieb ab 2025 müsste das bisherige Gebäude komplett entkernt und renoviert werden, ohne dass damit betriebliche Verbesserungen erzielt würden. Regierungsrat und Stadtrat haben sich im September 2019 über die künftige Finanzierung geeinigt und auch bekräftig, dass der aktuelle Standort am Theaterplatz aus Gründen der Eignung und Tradition der richtige ist. Nachdem der Grosse Stadtrat am 23. September 2021 dem Sonderkredit für die Weiterverfolgung des Projekts «Neues Luzerner Theater» und für die Durchführung eines Projektwettbewerbs zugestimmt hat, konnte das Wettbewerbsverfahren für ein Neues Luzerner Theater im Oktober 2021 mit der Ausschreibung gestartet werden.
Das Wettbewerbsverfahren wurde im Verlauf des Jahres 2022 zweistufig und anonym durchgeführt. Damit konnte in der ersten Stufe ein breiter Fächer an guten Ideen für das Neue Luzerner Theater evaluiert und dann in der zweiten Stufe zwölf der vielversprechendsten Entwürfe weiter konkretisiert werden. Ab dem 15. Dezember 2022 wurde das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs im Rahmen einer Ausstellung in der Luzerner Kornschütte bekanntgegeben. Die öffentliche Ausstellung präsentierte bis zum 29. Januar 2023 alle zwölf Projekte der zweiten Wettbewerbsrunde. Ergänzend fanden während der Dauer der Ausstellung weitere öffentliche Anlässe mit Vorträgen und Diskussionen statt.
Ziel ist es, ein attraktives neues Theater zu realisieren, das den Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht und das einen modernen, künstlerisch anspruchsvollen Musiktheaterbetrieb zulässt. Ohne einen funktionell und betrieblich optimierten neuen Theaterbau ist die Zukunft des professionellen Theaters in Luzern gefährdet. Mit einem Neubau kann es gelingen, für den Kulturstandort Luzern ein weiteres zukunftsfähiges Element zu schaffen. Dieses kann dazu beitragen, die Ausstrahlung Luzerns weiter zu stärken. Neben dem für den Stadtrat stark gewichteten bildungspolitischen Aspekt ist Letzteres für die Zukunft der Stadt Luzern als kulturelles Zentrum der Zentralschweiz mit langjähriger Tradition als Musik- und Theaterstadt von Bedeutung. Damit wird deutlich, dass auch die Stadtentwicklung als Ganzes und die Positionierung als Tourismusdestination eine Rolle spielen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Die Box
Kennen Sie das «Fröhliche Reich des Schein und Spiels»? Schiller beschrieb damit einen Raum und einen Ort, in dem die Kräfte und Nöte der Gesellschaft und der Natur im Moment des Kunsterlebens aufgehoben sind.
Die im Sommer 2016 neugebaute Box, finanziert durch private Gönner Luzerns, kann so ein «Fröhliches Reich» sein, denn sie verändert die bisherige Stadtstruktur, schafft neue Blickachsen, wird durchlässig zur Fussgängerzone an der Reuss und zum Wochenmarkt, kann in ungewöhnlichen Zuschauer- und Bühnensituationen bespielt werden. Sie versammelt die Stadt- und Kantonsöffentlichkeit und wird ein theatraler Umschlagplatz für Meinungen, Haltungen und Themen unserer Gegenwart und ein Markt der Ideen und Möglichkeiten. Sie schafft Anlass, sich zu begegnen, Theater zu schauen und darüber zu reden oder einfach nur auf einen Kaffee zu verweilen.
Danke
Wir danken dem Hauptsponsor.
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> Pirmin Jung Ingenieure AG
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Die Vielfalt in der Box wird ermöglicht durch die Ernst Göhner Stiftung.
Das UG
Das UG wird wieder UG und damit zweite Nebenspielstätte des Luzerner Theaters.
Hier ziehen das Experiment, das Unfertige und die Neugier ein. Hier wird es spartenübergreifend, performativ und aussergewöhnlich. In drei regelmässigen Formaten – «Nachtschicht», «Reflektor» und «Winkel-Kollektiv» – wird das gesamte Luzerner Theater im UG sichtbar, hier entstehen neue künstlerische Handschriften ebenso wie Ideen und Positionen zu all den Themen, die das Theater und seine Stadt umtreiben.
Zugleich bleiben die Türen für die Freie Szene geöffnet: mit Gastspielen und Kollaborationen will das UG auch Partner für die Künstler*innen vor Ort sein.
Mit dem traditionellen Adventskalender werden wir Sie im Dezember auch weiterhin durch die Weihnachtszeit begleiten.
Wer im neuen UG natürlich überhaupt nicht fehlen darf, das sind Sie, liebe Zuschauer*innen. Ihnen wollen wir hier begegnen, in langen Gesprächen und mit guten Drinks an der Bar. Mit Ihnen zusammen wollen wir Fragen stellen, Perspektiven wechseln und uns auf Erstaunliches und Unerwartetes einlassen.
Wir sind das Theater und Sie sind die Stadt – im UG bilden wir gemeinsam das Fundament, das sich Luzerner Theater nennt.
50 Jahre Werkstätten (1969 - 2019)
Bis 1969 befanden sich die kompletten Theaterwerkstätten im Theatergebäude an der Reuss, unter dem Theaterdach. 1969 sind Tischlerei, Schlosserei, Malersaal und Tapezierei nach Tribschen, in die Bürgenstrasse in Luzern ausgelagert worden.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens wurde dieser Clip im Sommer 2019 produziert:
Ein Theater für Luzern
Kaum eine Region der Schweiz weist eine ähnliche Theatertradition auf wie die Innerschweiz und die Stadt Luzern. Osterspiele, Fastnachtspiele und das lateinische Schultheater waren Ausdruck einer katholischen Kulturform, die in der Bevölkerung verankert war. So gründete die Tradition vorwiegend im Laien-, nicht im Berufstheater.
Luzern verfügte dank der Jesuiten auch schon früh über Theatersäle – zunächst im Marianischen Saal, dann in der Michaelskirche und nach 1708 über der Sakristei in der Jesuitenkirche. Es gab aber keine weltlichen Spiele. Dies änderte erst 1740, als die Jesuiten bereit waren, den Raum über der Sakristei an die Stadt abzutreten. In der Folge wurde er umgebaut und mit Kulissen ausgestattet – das «Obrigkeitliche Comödienhaus», wie der Theatersaal hiess, war der eigentliche Vorläufer des Stadttheaters.
Theater als Prestigeobjekt
Noch gab es in Luzern aber kein professionelles Theater. Mehrheitlich traten Theatertruppen aus Österreich und Deutschland auf. Erst nach dem Ende der alten Herrschaft mehrten sich die Stimmen, die ein eigenes Theater forderten. Luzern war Eidgenössischer Vorort und damit regelmässiger Sitz der Tagsatzung, die Gesandten wollte man mit einem angemessenen Unterhaltungsangebot zufriedenstellen. Ein neues Theater wurde nun als Prestigeobjekt vorangetrieben.
Eine wichtige Rolle spielte die Theater- und Musikliebhabergesellschaft, die Vorläuferin des heutigen Luzerner Sinfonieorchesters, die seit 1806 bestand. 1835 wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, doch mit der Geldbeschaffung harzte es. Erst als die Zunft zu Safran ihr altes Zunfthaus verkaufte und den Erlös in den Theaterneubau einbrachte, war die Finanzierung gesichert. Sie erhielt im Gegenzug das «ewige Stubenrecht» im neuen Theatergebäude – einen Festsaal zum freien Gebrauch.
Umstritten war auch die Standortfrage. Schliesslich entschied sich die Stadt gegen den ehemaligen Kurzweilplatz vor dem Baslertor (heute Kasernenplatz), der von der Bevölkerung abgelehnt wurde, weil der Ort des früheren Schweinemarktes vor allem für Lärm, Armut und Schmutz stand. Schliesslich blieb der Standort an der Reuss, anstelle der Schiffshütte und des Kornmagazins. Hier wurde das Theater – in einer Achse mit der Jesuitenkirche und dem Freienhof – zu einem prominenten Teil der Flaniermeile an der Reuss.
Klassizistischer Neubau
Mit dem Neubau wurde 1837 begonnen, als Architekt wurde Louis Pfyffer von Wyher (1783–1845) verpflichtet. Er folgte dem Ethos der Sparsamkeit, Schlichtheit und Funktionalität, seine Bauten waren von einer Ästhetik des pragmatischen Klassizismus bestimmt – so auch das Stadttheater. Pfyffer konzipierte ein viergeschossiges längsrechteckiges Gebäude mit flachem Satteldach und einer mit Pilastern und einem Dreiecksgiebel versehenen Schaufassade auf der Reuss- und dem Eingang an der westlichen Schmalseite. Der Zuschauerraum bestand aus drei Rängen, die von Säulen getragen wurden.
Eröffnet wurde das Stadttheater am 7. November 1839 mit «Wilhem Tell» von Friedrich Schiller. Während des ganzen 19. Jahrhunderts wurden aber vor allem Lustspiele und Possen gezeigt. Das komische Genre überwog die historischen Schauspiele und romantischen Ritterdramen. Auch in der Musiksparte setzte das Stadttheater – wie die meisten Häuser im deutschsprachigen Raum – auf die leichte Muse: Opern von Bellini, Donizetti und Mozart, Operetten von Offenbach.
Luzern hatte nun zwar ein eigenes Theater, aber keine eigene Schauspieltruppe. Praktisch jedes Jahr wurden die Räumlichkeiten an wechselnde Theaterdirektoren verpachtet, die ihre Truppen als Privatunternehmen führten. Weiterhin lag das professionelle Theaterschaffen in den Händen der reisenden Theatergesellschaften.
Finanziell kam die Aktiengesellschaft auf keinen grünen Zweig. 1846 verkaufte sie das Theatergebäude mit dem gesamten Fundus an Dekorationen und Requisiten an die Stadt Luzern. Diese musste tief in die Tasche greifen, als sie das Gebäude als Teil der städtebaulichen Sanierungen im Vorfeld des Eidgenössischen Schützenfestes von 1901 renovierte. Die projektierten Kosten wurden um 36 Prozent überschritten.
Das Bild nach dem Umbau zeigt den Eingangsbereich und rechts den Erweiterungsbau an der Rückseite des Theater (vorne links die Gartenecke des Freienhofs). Der heutige Foyervorbau entstand erst 1968 bis 1970. Luzern putzte sich damals für das Eidgenössische Schützenfest von 1901 heraus – auch das Stadttheater sollte ein Facelifting erhalten. Es traten aber so viele Mängel zutage, dass der Bau praktisch ausgehöhlt werden musste; der Kredit wurde um 36 Prozent überschritten.
Zufrieden waren die Medien in Luzern mit dem Resultat – vor allem mit dem neuen grosszügigen Foyer: Es biete «der Damenwelt genügend Promenier- und Konversationsraum», hiess es.
Der Grossbrand von 1924
Einschneidend war der Grossbrand von 1924. In der Nacht vor der Saisoneröffnung brach ein Feuer aus, das grosse Teile des Dachstocks sowie die dort eingelagerten Kostüme, Kulissen und Requisiten zerstörte. Durch das Löschwasser entstand erheblicher Schaden im Zuschauerraum und an der technischen Infrastruktur.
Was folgte, war eine Grundsatzdebatte um den Stellenwert und den Erhalt des Theaters. Gegen den geplanten Wiederaufbau wurde eine Volksinitiative lanciert, die «aus verkehrstechnischen und finanziellen Gründen» einen Abbruch des Theaters forderte, um den Platz für den Verkehr freizugeben und um «das Stadtbild zu verschönern». In der Gemeindeabstimmung vom 28. Juni 1925 sprachen sich die Stimmbürger deutlich für den Wiederaufbau aus.
Regiebetrieb erst ab 1931
Weiterhin blieb das Stadttheater aber ein finanzielles Sorgenkind. Nicht zuletzt deshalb wurde 1931 der Regiebetrieb eingeführt, wie er in anderen Städten der Schweiz seit Jahren bekannt war. Luzern erhielt damit den ersten Theaterdirektor mit festem Gehalt von der Stadt – und zwar unabhängig vom Betriebsergebnis. Dies schuf die Voraussetzungen für einen modernen, öffentlich subventionierten Theaterbetrieb mit einem festen Ensemble und mit festen Betriebsstrukturen.
1995 wurde das Stadttheater in eine Stiftung überführt, an der neben der Stadt auch der Kanton Luzern und die Agglomerationsgemeinden beteiligt sind. Seither heisst es Luzerner Theater.
Heute ist das Luzerner Theater die älteste in ihrer historischen Bausubstanz noch erhaltene und kontinuierlich bespielte Spielstätte für professionelles Theater in der Schweiz. Sie ist auch die einzige Dreispartenbühne der Zentralschweiz, wo Schauspiel, Oper und Ballett unter einem Dach vereint sind.
Luzerner Theater – wie weiter?
Das Theatergebäude ist zwar immer wieder umgebaut worden – zuletzt 2012, als die Sitzzahl auf unter 500 reduziert wurde, um den Komfort für die Besucher zu erhöhen. Doch in seiner Konzeption als Rangtheater des 19. Jahrhunderts gilt es seit Jahrzehnten als Auslaufmodell – zumindest unter Fachleuten.
Deshalb drängen die Theaterverantwortlichen auf einen Neubau, für den sich mit der Salle Modulable zunächst eine Lösung abzuzeichnen schien. Mit dem Scheitern der Salle Modulable ist auch die Zukunft des Theaters wieder ungewiss.
Umfassend ist die Geschichte des Luzerner Theaters beschrieben in: Bernd Isele (Hrg.), Bühnenlandschaften – Theater in der Zentralschweiz, Verlag Pro Libro Luzern, 2016; insbesondere: Susanna Tschui, Ein Theater wird doch Luzern immer haben wollen? Das Luzerner Theater im Wandel der Zeit, S. 62ff., und Tobias Hoffmann, Das Haus an der Reuss im kulturpolitischen Umbruch, S. 80ff.
Autor: Luzerner Journalist und Historiker Stefan Ragaz
Quelle: hirschmatt-neustadt.ch
Das LT ist einen von 14 Stationen auf der Neustadt-Walking-Route.
Fotos: Stadtarchiv Luzern (Karten und Fotografien)